Auf Spurensuche in Schwiegermonsters Küche
Es war einmal zu einer Zeit, als es noch kein Internet und keine Globalisierung gab.
Damals hatten die Leute nicht so viel Auswahl, was das Kochen betraf. Chinesisches Essen
galt als exotisch und der Besuch eines chinesischen Restaurants war besonderen Gelegenheiten vorbehalten.
Zu Hause etwas exotisches zuzubereiten war gar nicht so einfach. Es gab zwar Sojasauce
und Sambal Oelek zu kaufen, aber frischer Ingwer war nicht an jeder Ecke zu haben, wie
es heute der Fall ist. In einem indischen Kochbuch aus dieser Zeit fand ich den Tipp, es bei
der indischen Botschaft oder einer indischen Studentenvereinigung zu probieren, um an
das Zeug heran zu kommen – heute unvorstellbar.
Damals gab´s so Sachen, die „Falscher Hase“, „Königsberger Klopse“, „Schmorgurken“ oder sogar „Tote Oma“ hießen. Und freitags gab´s bei uns fast immer Fisch. So einen langweiligen in weißer Sauce gekochten mit Dill und Salzkartoffeln. Rouladen waren ein Festessen,
welches nur zu Weihnachten auf den Tisch kam.
Natürlich variierte das Essen von Familie zu Familie. Bei meinem Mann zum Beispiel gab's Schmorgurken. Bei mir nicht. Meine Mutter setzte uns Kohlrabi-Eintopf vor. Den habe ich mindestens genauso verabscheut, wie mein Mann die Schmorgurken. Ich finde, er hatte
Glück – ich mag Schmorgurken.
Ich mag auch alte Möbel und anderes altes Zeug, wie Dampflokomotiven, Schreibmaschinen, Nähmaschinen mit Eisengestell und Bakelit-Telefone mit Wählscheibe. Das Muster auf meinem Porzellangeschirr gibt´s auch schon seit 1844 – ehrlich.
Deshalb habe ich mir gedacht, dass es an der Zeit ist, konsequent zu sein und alte Vorbehalte zu überwinden. Also ran an die Klassiker!
Und wenn ich davon genug habe, kann ich ja immer noch neue Varianten davon murksen 😜
Bauernfrühstück
500 g Kartoffeln
50 g Butter
50 ml Milch
4 Zwiebeln
3 Eier
je 1 Prise Salz und Pfeffer
etwas Schnittlauch
Kartoffeln 20 Minuten in Salzwasser
kochen, abgießen und abkühlen
lassen, pellen und in Scheiben
schneiden.
Eier mit Milch, klein geschnittenem
Schnittlauch, Pfeffer und Salz verrühren.
Zwiebeln schälen, würfeln und in einer
Pfanne in der Butter glasig braten. Kartoffelscheiben dazu geben und etwas braun braten. Nicht zu häufig wenden, damit sie nicht zerbrechen.
Die Eier-Milch-Mischung darüber gießen und stocken lassen.
Wahlweise mit Roter Bete oder sauer eingelegten Gurken servieren.
👩🍳 👨🍳 Eigentlich gehört hier Speck rein.
Da ich den aber nicht mag, habe ich ihn einfach weggelassen.
Wie Ihr seht, haben wir trotzdem nichts übrig gelassen.
Falscher Hase
für den Hasen:
250 g Schabefleisch
150 ml Sonnenblumenöl
3 TL Senf
3 Eier
1 Brötchen
1 Zwiebel
je 1 Prise Salz und Pfeffer
für die Sauce:
40 g Butter
2 EL helles Mehl
500 ml klare Brühe
1 Prise Salz
als Beilage:
500 g Erbsen
150 g Möhren
300 g Kartoffeln
Falscher Hase:
2 Eier hartkochen, pellen und zur Seite stellen. Brötchen in Wasser einweichen und ausdrücken, Zwiebel schälen und fein reiben. Zusammen mit Senf, Ei, Salz, Pfeffer zum Fleisch
geben und zu einem nicht zu festen Teig vermengen, flachdrücken, die gekochten Eier hineinlegen und das Ganze schließen.
Mit dem Öl in eine Auflaufform legen und im auf 200 °C vorgeheizten Backofen für 30 – 40 Minuten auf einem Grillrost garen. Zwischendurch mehrmals mit heißem Öl begießen.
Gemüse:
Möhren waschen, schälen und in Salzwasser für 15 Minuten kochen.
Erbsen aus den Schoten lösen (es bleiben ca. 150 g übrig) und für 2 – 3 Minuten zu den Möhren in den geben.
Sauce:
Butter in einem Topf zerlassen und das Mehl darin andünsten. Brühe (höchstens lauwarm) unter ständigem Rühren langsam dazu geben. Die Sauce für 10 Minuten kochen und 10 weitere Minuten ziehen lassen.
Hühnerfrikassee
300 g Hähnchenfleisch
100 g Spargel (im Glas)
70 g Erbsen (in der Dose)
70 g Champignons
50 ml Sahne
15 – 20 g Butter
1 – 2 EL helles Mehl
1 EL Zitronensaft
2 – 3 Wacholderbeeren
2 – 3 Nelken
2 – 3 Pfefferkörner
1 Lorbeerblatt
je 1 Prise Salz, Pfeffer und Muskat
etwas Petersilie
125 g Reis
Hähnchenfleisch würfeln.
Spargel in 3 – 4 cm lange Stücke und
Champignons in Scheiben schneiden.
Erbsen abtropfen lassen.
600 ml Wasser in einem Topf zum
Kochen bringen. Darin Nelken,
Lorbeerblatt, Wacholderbeeren,
Pfefferkörner, Salz, Muskat und
Hähnchenfleisch für 20 Minuten köcheln lassen.
Fleisch entnehmen und zur Seite stellen. Die Brühe durch ein Sieb gießen und dabei die
Gewürze entfernen.
In einem großen Topf Butter erhitzen und Mehl unterrühren. Langsam 100 ml Spargelwasser,
125 ml von der Brühe, Sahne und Zitronensaft dazu geben und beständig rühren, damit die Sauce nicht klumpt.
Hähnchenfleisch, Champignons und Spargel in den Topf geben und erhitzen – nicht kochen.
Nochmals mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.
Zum Servieren mit gehackter Petersilie bestreuen.
Kartoffelpuffer mit Apfelmus
für die Kartoffelpuffer:
600 g möglichst große Kartoffeln
3 EL Mehl
1 Ei
1 Prise Salz
9 – 10 EL Öl
(zum Beispiel Sonnenblumenöl)
für das Apfelmus:
2 Äpfel
50 ml Wasser
2 EL Zucker
1 EL Zitronensaft
etwas Zimt
Kartoffelpuffer:
Kartoffeln schälen, reiben und in einem Sieb etwas abtropfen lassen. Mit Ei und Mehl zu einem geschmeidigen Teig verrühren. Löffelweise in eine Pfanne mit ca. 5 EL heißem Öl
geben und breit drücken, bis dünne Fladen entstehen. Von beiden Seiten braun braten und bei Bedarf auf einem Küchentuch abtropfen lassen um überschüssiges Fett zu entfernen.
Apfelmus:
Von den Äpfeln das Kerngehäuse entfernen, sie würfeln und in einem Topf zusammen mit Wasser, Zitronensaft und Zucker weich kochen und mit Zimt würzen.
👩🍳 👨🍳 Nach dem Original-Rezept sollen die Äpfel inklusive des Kerngehäuses weich gekocht, gestampft und durch ein Sieb gestrichen werden.
Da ich es aber lieber etwas "stückig" mag, habe ich es diesbezüglich abgewandelt.
Königsberger Klopse
für die Klopse:
250 g Schabefleisch
3 TL Senf
1 Brötchen
1 Zwiebel
1 Ei
1/2 Hering
je 1 Prise Salz und Pfeffer
für die Sauce:
40 g Butter
2 EL helles Mehl
500 ml klare Brühe
40 - 50 g Saure Sahne
2 – 3 TL Kapern
1 Eigelb
1 Prise Salz
als Beilage:
400 g Kartoffeln
Klopse:
Brötchen in Wasser einweichen und ausdrücken, Zwiebel schälen und fein reiben, Hering fein hacken. Zusammen mit Senf, Ei, Salz, Pfeffer zum Fleisch geben und zu einem geschmeidigen Teig vermengen. Klopse formen und mit reichlich Salzwasser in einem großen Topf gar kochen. Wenn sie oben schwimmen, sind sie fertig.
Sauce:
Butter in einem Topf zerlassen und das Mehl darin andünsten. Brühe (höchstens lauwarm) unter ständigem Rühren langsam dazu geben. Die Sauce für 10 Minuten kochen und 10 weitere Minuten ziehen lassen. Saure Sahne mit dem Eigelb verrühren und zusammen
mit den Kapern unterrühren. Dabei darauf achten, dass die Sauce nicht mehr kocht.
Linseneintopf
250 g Tellerlinsen
1 L Wasser
25 g Speckschwarten oder
Räucherspeck
2 EL Zucker
2 EL Essig
2 TL Mehl
1 kleine Zwiebel
1/2 Bund Suppengrün
inklusive Petersilie
2 Lorbeerblätter
1 Prise Salz
Linsen im Wasser 24 Stunden aufquellen
lassen.
Am nächsten Tag das Suppengrün
fein hacken, die Zwiebel reiben und
den Speck würfeln.
Alles außer der Petersilie zusammen
mit den Lorbeerblättern in den Topf
zu den Linsen geben und ca. 1/2 Stunde
köcheln lassen.
Den Topf vom Herd nehmen, Zucker und Mehl mit dem Essig anrühren, in den Topf geben und gut umrühren.
Lorbeerblätter entfernen und mit gehackter Petersilie bestreut servieren.
👩🍳 👨🍳 Alternative: Den Speck durch Landjäger - zum Beispiel - ersetzen. Von denen gibt es auch eine leckere vegane Variante.
Milchreis mit Zucker und Zimt
500 ml Milch
125 g Rundkornreis
1 EL Zucker
1/2 TL Zimt
1 Prise Salz
etwas Butter
Milch in einem Topf zusammen mit
einer Prise Salz zum Kochen bringen.
Reis unterrühren und 30 Minuten
ohne Deckel köcheln lassen.
Dabei wiederholt umrühren.
Vom Herd nehmen und mit geschlossenem
Deckel 10 Minuten ziehen lassen. Bei Bedarf noch etwas Milch hinzu geben.
Zucker und Zimt miteinander vermengen. Die Butter in einer kleinen Pfanne zerlassen.
Zum Servieren den Milchreis auf Tellern verteilen, etwas zerlassene Butter darüber gießen und mit der Zucker-Zimt-Mischung bestreuen.
Pellkartoffeln mit Quark
800 g Kartoffeln
500 g Quark
2 – 3 Lauchzwiebeln
1/4 TL Paprika edelsüß
je 1 Prise Salz und Pfeffer
etwas Schnittlauch und Petersilie
Leinöl nach Geschmack
Petersilie fein hacken, Schnittlauch
in Röllchen und Lauchzwiebeln in
feine Ringe schneiden.
Alles mit dem Quark verrühren und
mit Salz Pfeffer und Paprika würzen.
Die Kartoffeln in Salzwasser garen, pellen und mit Quark und Leinöl servieren.
👩🍳 👨🍳 Das Rezept für den Kräuterquark stammt von meinem Vater.
Das Verhältnis zwischen Schnittlauch und Petersilie betrug bei ihm immer 1 zu 3. Wenn er es
eilig hatte, verwendete er fertigen Kräuterquark.
Rindsrouladen
für die Rouladen:
2 - 4 Scheiben Rindfleisch (ca. 500 g)
100 g Saure Gurken (im Glas)
100 g Räucherspeck (in Scheiben)
50 - 60 g Butter
1 Zwiebel
4 TL Senf
400 ml Rinderfond
1 EL Mehl
je 1 Prise Salz und Pfeffer
als Beilage:
300 g Kartoffeln
300 g Rotkohl
Das Fleisch vorsichtig weich klopfen, salzen, pfeffern, mit Senf einstreichen und mit grob
gehackter Zwiebel, in Würfel geschnittenen Gurken und Scheiben von Räucherspeck belegen. Von der schmalen Seite her einrollen und mit Küchengarn umwickeln.
Die Butter in einem großen Topf zerlassen und darin die Rouladen zusammen mit dem Rest der gehackten Zwiebel von allen Seiten scharf anbraten. Die Temperatur reduzieren, den zuvor separat erhitzten Rinderfond angießen und 2 1/2 Stunden köcheln. Abkühlen und über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen.
Am nächsten Tag nochmals aufkochen, die Rouladen entnehmen, im Backofen warm stellen, die Flüssigkeit durch ein Sieb passieren und mit Mehl andicken.
👩🍳 👨🍳 Wenn Ihr keinen fertigen Rotkohl aus dem Glas o. ä. verwenden möchtet, das Rezept für Apfelrotkohl ist gleich das nächste.
Rotkohl
1 Kopf Rotkohl (ca. 1 kg)
50 g Schweine- oder Gänseschmalz
3 säuerliche Äpfel
2 Zwiebeln
100 ml Essig
100 ml Wasser
50 ml Rotwein
50 g Zucker
5 Nelken
1 TL Salz
1/2 TL Zimt
Die äußeren Blätter vom Kohl
entfernen und den Strunk herausschneiden.
Den Kohlkopf vierteln und hobeln oder mit einem großen Messer in dünne Streifen schneiden.
Die Äpfel fein raspeln und die Zwiebeln würfeln, Nelken in einen Teebeutel geben und diesen zubinden. Schmalz in einem großen Topf zerlassen und Kohl, Zwiebeln, Äpfel, Nelken, Salz, Zucker, Zimt, Essig und Wasser dazugeben und weich schmoren.
Abkühlen und über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen. Am nächsten Tag nochmals aufkochen, den Rotwein angießen und 10 – 15 Minuten ziehen lassen.
👩🍳 👨🍳 Ein kleiner Kohlkopf für nur zwei Personen ist so gut wie nicht zu bekommen.
Daher friere ich den Überschuss ein und habe es beim nächsten Mal leichter.
Saure Eier mit Stampfkartoffeln
4 – 6 Eier
500 g Kartoffeln
350 ml Gemüsebrühe
275 ml Milch
50 g Butter
1 – 2 EL helles Mehl
3 TL Zucker
2 TL Essig
2 TL Senf
1 Prise Salz
etwas Petersilie
Kartoffeln schälen, in Salzwasser
weich kochen, abgießen und stampfen.
Mit 100 ml heißer Milch und 15 g Butter zu einem geschmeidigen Brei verrühren.
Die restliche Butter in einem großen Topf erhitzen, Mehl unterrühren und langsam Milch und Gemüsebrühe dazugeben. Dabei beständig rühren, damit die Sauce nicht klumpt. Mit Zucker,
Essig und Senf würzen und erhitzen – nicht kochen.
Die Eier kochen, pellen, abschrecken und mit Stampfkartoffeln, Sauce und gehackter Petersilie bestreut servieren.
Schmorgurken
500 g Schmorgurken
400 g Kartoffeln
2 – 3 Zwiebeln
125 ml Gemüsebrühe
100 ml Sahne
100 ml Milch
65 g Butter
2 EL Essig
1 EL Zucker
2 TL helles Mehl
1 TL Senf
je 1 Prise Salz und Pfeffer
etwas Dill
Kartoffeln schälen, in Salzwasser weich kochen, abgießen und stampfen. Mit 100 ml heißer Milch und 15 g Butter zu einem geschmeidigen Brei verrühren.
Zwiebeln schälen und würfeln. Gurken schälen, die Kerne herausschälen und die Gurken in mundgerechte Stücke schneiden.
Die restliche Butter in einem großen Topf erhitzen und darin Gurken und Zwiebeln 20 Minuten schmoren.
In einer Schüssel Gemüsebrühe, Essig, Zucker, Senf und Mehl verrühren und in den Topf zu den Gurkenstücken geben. Gut umrühren und 10 Minuten köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und Dill würzen, mit Sahne verfeinern und mit Stampfkartoffeln und bestreut mit gehacktem Dill servieren.
👩🍳 👨🍳 Tipp: Schmorgurken passen als Beilage auch prima zu gebratenem Fisch, zum Beispiel zu Zander- oder Lachsfilet.
Zwiebelkuchen
1 Kg Zwiebeln
250 g Schinken
250 g Käseraspel
120 g Mehl
120 g Butter
6 Eier
je 1 Prise Salz und Pfeffer
Zwiebeln und Schinken
würfeln und zusammen
mit allen weiteren Zutaten
gut vermengen.
Die Masse auf ein mit
Backpapier ausgelegtes
Backblech geben und je
nach gewünschter Bräune bei 170 °C für 45 bis 60 Minuten in den Backofen schieben.
Die Menge reicht für 12 Muffin-Förmchen oder 4 – 6 Portionen.
👩🍳 👨🍳 Tipp: Die Zubereitung ist auch in einer Auflaufform oder einer Kuchenform oder
Muffin-Förmchen möglich.