Drei Männer und eine Suppe
Ich koche "Currysuppe" * und habe drei Versuchskaninchen am Tisch sitzen – meinen Mann und unsere Freunde S. - selbsternannter Marmeladenbeauftragter und C. - genannt der Weihnachtsmann.
Alle drei löffeln die Suppe – ich beobachte ihre Reaktionen und bin entzückt: drei Männer, eine Suppe und drei völlig unterschiedliche Reaktionen.
Der Marmeladenbeauftragte meint, er würde ein leichtes Prickeln auf der Zunge spüren.
Der Weihnachtsmann verzieht keine Miene und brummelt stoisch, dass das schon scharf sei.
Mein Mann läuft rot an, schwitzt und schnappt nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
Kurz gesagt – ganz großes Kino (für mich).
Leider ist das nicht immer so, wenn ich eine meiner Ideen an meinen Experten ausprobiere. Umso mehr Spaß habe ich aber, wenn die Reaktionen nicht nur unterschiedlich, sondern auch so drastisch ausfallen.
In der Regel heißt es nur: köstlich, geht so, nee ...
Meistens bin ich selbst diejenige, die eine Idee verwirft oder mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist. Manchmal finde ich etwas aber gut gelungen und meine Versuchskaninchen sehen das anders.
Um so mehr freue ich mich, wenn ich zu hören bekomme, dass ich so geschickt murkse, dass einem meiner Experten etwas schmeckt, was er eigentlich nicht probiert hätte, wenn er gewusst hätte, dass ich da einen Bratapfel hinein geschmuggelt habe.
Oder wenn Hülk zu mir sagt, meine Knoblauchsuppe würde auch ein Türke nicht besser hinbekommen und dies sei ein Kompliment.
Dann freu´ ick mir ´n Ast, weil ick doch keene Ahnung hab´ von dem, wat ick da tu´ inne Küche.
Lost in Translation
- oder die Suche nach dem türkischen Kringel
Sprachen und Technik sind so eine Sache, beide haben ihre Tücken. Davon kann ich ein Lied
singen. Die Suche nach dem Kringel unter den Buchstaben "C" und "S" im Türkischen hat
nicht nur mich, sondern auch meinen Lieblingsneffen und Hülk auf Trab gehalten.
Man sollte meinen, dass es ganz einfach ist, die PC-Tastatur auf türkisch umzustellen und
schon ist alles chic. Weit gefehlt! Mein alter Läppi will davon nichts wissen und weigert sich
hartnäckig, türkische Buchstaben auszuspucken.
Ich bin empört und wir drei begeben uns auf die Suche nach dem Kringel,
der unter das "C" in "Suçuk" gehört. Und wo wir schon dabei sind, fahnden
wir auch gleich nach dem Kringel für das "S" in "Webeşek". Das benötigen
wir nämlich für die Website.
Hülk ärgert sich über Windows und grummelt erbost. Sein Sohn darf nicht
fluchen und beschließt statt dessen, meine neuesten Murksgeschichten zu lesen.
Er ist der Einzige von uns Dreien, der noch gute Laune hat.
Schließlich und endlich findet mein Schwager die Lösung unseres Problems
in der Zeichentabelle.
Endlich! Wir freuen uns alle. Ich aber nicht sehr lange, weil mir einfällt, dass
das ja bedeutet, alle Rezepte und Geschichten nach dem Wort "Suçuk" zu
durchsuchen und die Schreibweise zu korrigieren. Das verschiebe ich aber
ganz schnell auf den nächsten Tag. Jetzt schaue ich lieber meinem
Lieblingsneffen zu, wie er an unseren Emoji-Köpfen für die Website bastelt
und bin begeistert.
Nebenbei höre ich eher halbherzig ein Gespräch zwischen Gino, Hülk und
meiner Schwägerin mit an, bin aber plötzlich voll dabei. Was habe ich da
eben gehört? Ich traue meinen Ohren nicht. Hat Illo gerade wirklich zu Hülk
gesagt, er solle doch bitte öfter mal so sein, wie er auf türkisch ist? Ich bin
verwirrt und vor allem neugierig. Daher wende ich meine Aufmerksamkeit den anderen zu
und frage nach. Was meinst Du damit?
Meine Schwägerin klärt uns auf. Ihr gefällt es, wenn ihr Mann türkisch spricht. Ob die vielen
"Ü" sie entspannen überlege ich, während sie weiterspricht. Hülk würde ihr nämlich gar nicht
richtig zuhören. Ganz anders sei er in Gesprächen mit seiner Mutter, die meistens auf
türkisch geführt werden. Da sei er viel ruhiger, ein guter Zuhörer und überhaupt ...
Mmmh ... denke ich, da fallen mir verschiedene Erklärungen ein. Entweder hat er vor seiner
Mutter mehr Respekt als vor seiner Frau oder seine Mutter erzählt ihm spannende
Geschichten ... oder vielleicht muss er auch alles, was seine Mutter sagt, erst einmal ins
Deutsche übersetzen. Mein Läppi kann ja schließlich auch nicht so ohne weiteres umschalten.
Die Murkskonferenz
Nachdem mein Neffe mich überredet hat, mit meinen Murksereien und
meinen Murksgeschichten online zu gehen, habe ich zwangsläufig
begonnen, mich mit dem Thema "Wie erstelle ich eine Website?"
zu beschäftigen.
Da wir beide keine Profis sind – ich noch viel weniger als er –
aber jede Menge Ideen haben, stoßen wir immer wieder auf
technische Schwierigkeiten, die es zu lösen gilt.
Mein Neffe hat mir da eine Menge voraus und ich freue mich,
was ich in der Zusammenarbeit mit ihm alles lernen kann.
Meistens habe ich eine Idee und frage ihn, ob sie umsetzbar ist.
Wenn er nicht auf Anhieb eine Antwort darauf hat, recherchiert er und erklärt mir dann,
was er herausgefunden hat. Inzwischen haben wir einen festen Termin – unseren Jour fixe –
vereinbart, um uns auszutauschen. Da kann es schon mal vorkommen, dass wir eine Stunde
lang telefonieren, Ideen besprechen und nach Lösungen suchen, weil wieder einmal
irgendetwas nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben.
Irgendwann werde ich noch Ärger mit seinen Eltern bekommen, weil ich ihn von den
Hausaufgaben abhalte.
Nachdem ich mich darüber gefreut habe, dass ich es schaffe, meine
Texte auf die Website zu bringen und mir als nächstes beibringen
lassen wollte, Verknüpfungen und Verankerungen einzubauen,
tauchen schon wieder neue Probleme auf. Unsere Rechner weisen
verschiedene Auflösungen auf. Sobald ich unsere Website editiert
habe – weil ich einen neuen Text oder ein Bild eingestellt habe - ist
nichts mehr, wie es wahr und schon gar nicht, wie es sein soll.
Die Tücken der Technik sind ein echtes Ärgernis.
Zum Glück lautet das Motto meines Neffen "Schwierig, aber ich
bekomme das hin!". Er geht mit großem Enthusiasmus an die Sache
ran und ich bin überzeugt, dass er es irgendwann schaffen wird,
auch dieses Problem zu knacken.
Er hat tolle Ideen und kann sie gut umsetzen. Außerdem ist seine
Energie ansteckend und im Gespräch mit ihm kommen mir immer
wieder neue Design-Ideen. Mit denen muss ich mich jetzt aber etwas
zurück halten. Denn was nützen die tollsten Ideen, wenn unsere Website nicht reibungslos
funktioniert, weil die Bilder die Texte verdecken? Unser Design ist einfach zu bunt. Quatsch –
zu bunt gibt es nicht. Die Murksseite soll Spaß machen!
Eine neue Herangehensweise ist gefragt. "Geht nicht gibt´s nicht!" – das ist mein Motto.
Ich glaube, es ist wieder einmal Zeit für eine Murkskonferenz.
Yes, we can
Es ist Frühling, die traditionelle Zeit für einen gründlichen Hausputz. Klassischerweise sind es ja
auch oft die Frauen, die putzen. Da kommt schon mal geballte Frauen-Power zum Einsatz.
Zum Home-Office verdonnert, bleibt noch eine Menge Kraft und Energie übrig. Die muss
irgendwohin.
Ein gutes Beispiel ist meine Freundin M.
- die Frau vom Weihnachtsmann.
In der einen Woche schneidet sie im Garten
die Hecke, dann malert sie drinnen im Haus
die Wände. Nächste Woche ist das Garagentor
fällig. Und so ganz nebenbei näht sie auch noch
Mund- und Nasenmasken für ihre Familie -
per Hand, weil die Nähmaschine den Geist
aufgegeben hat.
Ich bin mächtig beeindruckt.
Sie behauptet zwar, dass sie schon etwas längere Zeit braucht, um sich zu erholen und zu
regenerieren als noch vor ein paar Jahren, trotzdem komme ich mir mit meinem bisschen
Staubwischen und Badewanne schrubben ganz schön mickrig vor.
Obwohl ... der Backofen war eine ganz schöne Herausforderung.
Was meine Freundin da auf die Beine stellt, ist Frühjahrsputz für Fortgeschrittene.
Ich wäre nicht überrascht, wenn sie so zwischen Gartenarbeit, Abwasch und ´ner kurzen
Kaffeepause zwischendurch, nebenher schnell mal die eine oder andere Wand versetzt, weil
der Grundriss ihres Häuschens der Neuanordnung der Möbel entgegensteht.
Der Weihnachtsmann hat Weitsicht bewiesen. Frauen wie seine werden heutzutage nicht mehr
hergestellt – zu teuer.
Illustration unter Verwendung eines Fotos von: Alexas_Fotos/Pixabay
Das haben wir schon immer so gemacht
Das haben wir schon immer so gemacht! Das ist eine der Aussagen, die auf mich wirken, wie
das rote Tuch auf den Stier in der Arena. Wobei die Farbe des Tuchs sowieso nur für die
Zuschauer dieser martialischen Unterhaltung relevant ist.
Der arme Stier ist farbenblind. Ich aber nicht. Ich will es bunt! Ich will
es abwechslungsreich! Ich will immer alles ganz anders machen!
Klingt anstrengend? Ist es auch – fragt meinen Mann, oder fragt Hülk.
Hülk habe ich nämlich auch schon bequatscht, den Familienwurstsalat
doch mal anders zu machen.
Nebenbei bemerkt: ich war erfolgreich.
Die ursprüngliche Variante wird nämlich
mit dieser in meinen Augen fürchterlich
langweiligen Wurst, von der ich mir nicht
einmal den Namen merken kann, zubereitet.
Daher nenne ich sie Radiergummi-Wurst.
Sie sieht nicht nur so aus, ich finde, sie schmeckt auch so.
Aber gut, schon die alten Römer waren der Meinung, dass sich
über Geschmack nicht gut streiten lässt.
Mein Mann liebt den "Wurstsalat" mit der Radiergummi-Wurst heiß
und innig. Er sagt, der Geschmack erinnere ihn an seine Kindheit.
Nun denn ...
Wenn diese Wurst nicht wäre, würde ich ihn ja auch essen. Es sind
nämlich auch leckere Gürkchen und Käsewürfel drin. Also hab´ ich
mir gedacht, wer nicht fragt, bekommt auch keine Antwort.
Daher habe ich Hülk gefragt, ob er nicht auch denke, dass es an
der Zeit wäre, für ein wenig Abwechslung zu sorgen. Dann habe
ich ihm vorgeschlagen, anstelle der Radiergummi-Wurst Suçuk zu
verwenden. Nach anfänglicher Skepsis hat er dann eine winzige
Portion "Wurstsalat" mit der Knoblauchwurst nur für mich gemacht.
Sch...lecker!
Ich war so begeistert, dass ich diese
Mini-Portion in noch winzigere Portiönchen
aufgeteilt habe, weil ich fand, das müssen
alle kosten.
Jetzt gibt es bei unseren Familientreffen immer zwei Varianten
vom "Wurstsalat" *.
Treffer!
Eine Koproduktion
Eine Koproduktion ist ´ne prima Sache.
Da muss ich mir nicht alleine ´n Kopf machen, wie und was ich murkse. Und wenn der zweite Kopf der meines Lieblingsneffen ist – umso besser!
Wir sind ein tolles Team. Und zwar nicht im Sinne von "Toll, andrer macht´s".
So ist er nicht nur mein Website-Gestalter und Versuchskaninchen, sondern auch maßgeblich verantwortlich für den "Flammkuchen iss mir Wurscht" *.
Als ich an einem schönen Sommertag meine Familie um mich versammelte, um meine Flammkuchenkreationen an so vielen Experten wie möglich auszuprobieren, fiel mir beim Umherkramen im Kühlschrank ein angebrochenes Glas Wiener Würstchen in die Hände.
Da ich finde, dass man auf Flammkuchen, wie auch auf Pizza so ziemlich alles drauf tun
kann, was gerade so da ist, beschloss ich, dass dies eine gute Gelegenheit wäre,
sie zu verarbeiten. Mir fiel bloß nichts ein, womit ich sie kombinieren
könnte. Okay, ich hätte einfach Senf und/oder Ketchup drauf
kippen können, aber irgendwie widerstrebte mir das.
Hier kam mir mein Neffe zu Hilfe, der ein großer Fan von
Wiener Würstchen ist. Er schlug weißen Pfeffer, Basilikum,
Tomaten und den Namen des Flammkuchens vor.
Ich steuerte Ringe vom Spitzpaprika und Lauchzwiebeln
bei – fertig.
Eine Website mit meinen Murks-Rezepten und den Geschichten
dazu zu gestalten, war ja auch seine Idee. Das hätte ich nie im
Leben alleine in Angriff genommen.
Mir reicht es schon, mich mit dem Layout für meine Rezepte herumzuschlagen.
Darum muss ich an dieser Stelle Illo und Hülk meinen Dank aussprechen:
Danke, dass Ihr Zwei den kleinen Klugscheißer so gut hinbekommen habt, ich müsste ihn
sonst erfinden.
Schwiegermonster
Ich muss an dieser Stelle mal eine Lanze für die Schwiegermütter brechen. Sicher gibt es da
einige Exemplare, bei denen die scherzhafte Bezeichnung "Schwiegermonster" durchaus zu
nehmen ist. Aber: es gibt auch die anderen.
Ich habe Glück mit meinem Schwiegermonster. Die Frau hat
nämlich Humor. Den braucht sie auch, schließlich bin ich mit
ihrem Sohn verheiratet. Und ich nehme kein Blatt vor den
Mund. Allerdings nehme ich öfters mal ein Blatt in die Hand
und bedrucke es mit einem Text, einem Bild oder auch nur
einem sich ständig wiederholenden Wort.
Farbiges Druckerpapier ist für meine Zwecke besonders gut
geeignet. Ich beschrifte es zu Beispiel mit einer langen
Kette bestehend aus dem Spitznamen, den ich einer Person
gegeben habe und bastle daraus eine sogenannte Origami-
Laterne. Die Bezeichnung ist allerdings etwas irreführend, da
das Papier nicht nur gefaltet sondern auch geklebt wird,
aber sei ´s drum, so heißen sie nun mal.
Ich habe zum Beispiel bereits Laternen mit den Spitznamen "Krümelkacker" und "Bröselkopp"
gebastelt und verschenkt. Die kamen gut an, sehr zur Verwunderung meines Mannes. Er kann
es gar nicht fassen, dass ich die Menschen in meiner Umgebung beleidige – und das auch
noch schriftlich – und selbige sich auch noch darüber freuen.
Natürlich habe ich auch eine Laterne angefertigt auf der "Schwiegermonster" stand. Die ist
jetzt nicht mehr schön und meine Schwiegermutter hat eine neue bei mir bestellt. Nebenbei
hat sie mich noch darauf hingewiesen, dass sie jetzt auf gelb steht.
Mein Mann kann nur noch staunen.
Völlig aus dem Häuschen geriet er allerdings, als ich ihm eine
Nachricht seiner Mutter zeigte, die ich auf meinem Smartphone
erhalten hatte und die sie mit "Dein Schwiegermonster"
unterschrieben hatte.
Wie jetzt ... ? rief er aus. Meine Mutter nutzt WhatsApp?
Ich habe herzhaft gelacht.
Da staunste, wa´? Is´ ja och keen Wunda nich´. Se hat ja och
ihr´n Enkel Webeşek, der seine Oma dit Smartphone erklärn´ tut.
Wenn wa nich´ uffpassen, wird se noch ´n Smombie ...
Mama Robusta
Meine Schwägerin ist eine ziemlich kleine Person mit sehr viel Energie und Durchsetzungskraft.
Während ihr Bruder kurzsichtig ist und ab und zu Rücken hat,
ist sie unverwüstlich und durch nichts aufzuhalten.
Mein Mann witzelt, dass er, wäre er ein Steinzeitmensch,
schon längst vom Säbelzahntiger gefressen worden wäre,
weil er ihn ohne Brille nicht richtig würde sehen können.
Ja, sage ich, und vorher hättest Du einen Hexenschuss, weil
Du einen Speer nach einem Mammut geworfen hast. Da hätte
Dich der Säbelzahntiger noch schneller erwischt.
Mit meiner Schwägerin habe ich also richtig Glück, die geht
nicht so schnell kaputt. Als Mama von Webeşek managt Sie die
Familie und hält uns den Rücken frei, wenn wir mal wieder im
Murks-Universum unterwegs sind und sorgt dafür, dass wir nicht verhungern.
Außerdem ist sie so etwas wie unser Cheerleader. Sie feuert uns an, hat immer ein offenes Ohr für Fragen und hört sich - wie sich das gehört - klaglos meine Murksgeschichten an, bevor ich entscheide, welche auf die Website dürfen.
Sie kann aber auch ganz schön wütend werden. Dann reißt sie Hülk den Kopf ab, da hat er
keine Chance. Dass sie sich dafür eine Leiter holen muss,
weil sie sonst nicht dran kommt, ist unwichtig.
Ihr Wort ist Gesetz und Widerspruch zwecklos.
Kürzlich hat sie zwei Origami-Laternen bei mir bestellt.
Da ich aber nicht wusste, was ich drauf schreiben soll,
habe ich sie noch nicht angefertigt.
Illo hat auch keine Wünsche diesbezüglich geäußert,
sondern mir freie Hand gelassen.
Jetzt weiß ich, wie ich sie beschriften werde.
Auf einer wird "Lieblingsschwägerin" stehen und auf der
anderen "Mama Robusta".
Der Meister des Wurstsalats
Vor einiger Zeit habe ich "Wurstsalat à la Hülk" * zubereitet, damit Gino das Ergebnis für´s
Murksbuch ablichten kann.
Als wir uns zum Essen hinsetzten, stellte ich erfreut fest, dass er genauso schmeckte, wie ich
ihn von meinem Schwager kenne, aber ... irgendwie sah der Salat anders aus.
Jetzt weiß ich woran das liegt: die Käsewürfel, die Wurstwürfel, die Tomatenstückchen, alles
ist größer als beim Original. Nicht, dass ich unzufrieden bin, aber wenn ich bedenke, unter
welchen Bedingungen er diese winzigen Würfelchen produziert, kann ich nur staunen.
In Hülks und Illos Küche gibt es nämlich nur stumpfe Messer – ehrlich.
Und nicht nur das. Sie sind auch noch so klapprig, dass sie sich winden und vor der Arbeit
drücken wollen. Gino kann das bestätigen, er hat nämlich einmal versucht mit einem dieser
widerspenstigen Messer ein Brot zu schneiden.
Und damit bringt Hülk diese Miniaturen zustande ... Respekt!
Ich war schon kurz davor, grün zu werden, als ich mit den
Tomaten gerungen habe. Und dabei nenne ich ein hübsches
kleines und vor allem gezahntes Tomatenmesser mein Eigen,
verfüge also über eine viel bessere Küchenausstattung.
Und trotzdem reichen meine Bemühungen bei Weitem nicht
an mein Vorbild heran.
Daher kann ich jetzt absolut nachvollziehen, weshalb meine
Schwägerin die Aufgabe des Wurstsalatzubereitens an ihren
Mann delegiert hat.
Hülk muss tatsächlich über Superkräfte verfügen ... oder über
sehr viel Muskelkraft in Kombination mit einer Sehfähigkeit im
mikroskopischen Bereich - unter Zuhilfenahme einer Lesebrille für einen Euro fünfzig -
und einer geradezu engelsgleichen Geduld, was ja eigentlich auf´s Gleiche rauskommt,
wenn man´s genau nimmt.
Da kann ich nur eine rituelle Verbeugung vor ihm machen: Meister, Meister ...
Der Weihnachtsmann - oder Kleider machen Leute
Es ist schon erstaunlich, wie wir uns von äußeren Erscheinungsformen beeinflussen lassen und unsere Urteile über Dinge und Menschen davon abhängig machen, wie sie aussehen – oder wie sie gekleidet sind.
Der rote Mantel des Weihnachtsmanns scheint ein eigenständiger Sympathieträger zu sein, sonst würde er nicht so positive Reaktionen hervorrufen. Davon bin ich überzeugt.
Mein Freund C. - der Weihnachtsmann - ist ein Familienmensch wie er
im Buche steht. Ich kann mich nicht erinnern, ihn jemals wütend erlebt
zu haben. Er lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen.
Allerdings – grantig und grummelig habe ich ihn schon kennen gelernt.
Da war er hungrig. Wahrscheinlich ist sein Blutzuckerspiegel gesunken
und hat für seine schlechte Laune gesorgt. Nachdem wir ihn gefüttert
haben, war alles wieder fein.
Bei mir geht das mit dem wütend werden viel schneller. Und das
nicht nur, wenn ich Hunger habe.
Nach einer ziemlich stressigen Fortbildungsmaßnahme kam ich an
einem Nachmittag nach Hause und hatte nur einen Wunsch: KAFFEE!
Das Dumme war nur, ich konnte keinen haben, weil der Strom ausgefallen war.
Den Spirituskocher vom Camping-Urlaub konnte ich auch nicht benutzen - den hatte noch
der Weihnachtsmann. Ausgeliehen für seinen Camping-Urlaub. Der lag aber schon einige
Zeit zurück.
Ich rief also unter Berufung auf meine Entzugserscheinungen meinen Freund an und
ersuchte um baldige Rückgabe. Ich muss ihn wohl in Furcht und Schrecken versetzt haben,
denn als ich am nächsten Tag nach Hause kam, hatte der Weihnachtsmann den Kocher
heimlich, still und leise auf der Terrasse hinterlegt. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich
demnächst mit einer leeren Kaffeetasse und der Aufforderung, sie mal ganz schnell voll zu
machen, bei ihm vor der Tür stehen könnte.
Sonst war es eher umgekehrt und mein Freund hat Leute
erschreckt. Nicht alle natürlich, aber solche mit einer
Schere im Kopf.
Er ist sehr groß, viel, viel größer als ich und hatte schon
Rücken, als ich noch gar nicht wusste, was das ist.
Ich traf ihn einmal zufällig im Wartezimmer eines
Orthopäden und hatte ihn – trotz seiner Größe - nicht
sofort bemerkt, da ich in meine Lektüre vertieft war.
Seine Begrüßung zog dann allerdings einige besorgte
Blicke seitens der übrigen Patienten nach sich.
Als er mich einmal im Büro abholte, sprach ich gerade mit
einer Kollegin. Sie guckte auch nicht gerade feundlich, als
er hereingestiefelt kam.
Komisch, wie manche Menschen auf eine Kutte und Biker-Stiefel reagieren.
Wäre mein Freund in einen roten Mantel gekleidet erschienen, wären die Reaktionen
bestimmt ganz anders ausgefallen.
Illustrationen unter Verwendung von Grafiken von Conmongt/Pixabay und OpenClipart-Vectors/Pixabay
Erinnerungen an meine Oma
Nicht jede Frau wird eine, aber die meisten von uns haben eine – eine Oma, oder auch zwei. Ich hatte zwei. Während die eine mir immer irgendwie fremd geblieben ist, hatte ich zur anderen ein gutes Verhältnis. Wir wohnten sogar mit ihr in einer ziemlich großen Wohnung mehrere Jahre zusammen,
meine Eltern und ich. Damals war sie schon sehr alt.
Meine Oma starb, als ich noch ein Kind war. Ich fand immer,
dass sie aussah, wie eine Hexe aus einem meiner Märchenbücher.
Sie war klein und schrumpelig und weigerte sich hartnäckig,
ihre Zahnprothese zu tragen, weil die drückte.
Nur zu besonderen Gelegenheiten setzte sie sie ein.
Dann veränderte sich ihr ganzes Gesicht und wenn sie
lächelte, sah sie in meinen Augen noch hexenhafter aus.
Das kam mir damals aber überhaupt nicht seltsam vor.
Ich dachte, Omas sehen halt so aus.
Geboren war sie irgendwann um 1890 herum und aufgrund
ihrer fehlender Zähne hat sie außer "Linseneintopf" * und
"Erbseneintopf" kaum etwas gekocht oder gegessen -
jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern.
Ich erinnere mich aber daran, dass sie einmal ein ganzes
Huhn am Wickel hatte, mit allem, was dazu gehört, außer
den Federn. Und sie hat Kartoffeln und Möhren geschält
– die Kartoffeln mit einem eigenartigen kleinen krummen Messer und die Möhren mit
einem Teelöffel – im Ernst. Offenbar gab´s damals noch keine Gemüseschäler. Wenn sie
Petersilie gehackt hat, dann mit einem, in meinen Augen, riesigen Messer. Weil das so lecker
roch, stand ich immer neben ihr und habe zugesehen.
Vielleicht ist Kräuter hacken deshalb das Einzige, was ich wirklich gut kann – mit einem sehr
großen Messer ...
Möglicherweise habe ich diese Fähigkeit aber auch von ihr geerbt. Meiner Mutter zufolge
bewege ich mich ähnlich wie sie, nehme die gleiche Körperhaltung ein und habe die gleiche
Gestik. Oft dachte sie, Oma stünde hinter ihr in der Tür, wenn ich, mit einem Wollknäuel
unter´m Arm und meinen Stricknadeln am Türrahmen der Küche lehnend anhand des
Geruchs herauszufinden versuchte, was es zu Essen geben würde.
Einige Zeit nachdem sie gestorben war, sah ich meine Oma einmal im Spiegel. Sie stand
hinter mir und guckte mich an. Bevor ich überhaupt Gelegenheit hatte, mich zu erschrecken,
meinte sie, sie habe nur mal schauen wollen, ob alles in Ordnung ist. Als ich mich zu ihr
umdrehen wollte, war sie weg.
Meine Mutter war der Meinung, ich hätte mir das nur eingebildet. Für mich jedoch stand
fest, dass Oma sich von mir verabschieden wollte.
Manchmal bedaure ich, dass wir nicht mehr Zeit miteinander hatten - ich glaube, sie hätte
ihren Spaß am Murksbuch gehabt.
Kollege
Mein Vater war Handwerker.
Er war ausgebildeter Schlosser, hat als junger
Mann als Heizer Dampfloks befeuert als sie
noch zum Standard auf den Schienen
gehörten, hat als Rohrleger gearbeitet ...
Handwerker eben.
Als Kind war ich total fasziniert vom
Handwerken, von Schrauben, Nägeln, dem
Geruch von frisch gesägtem Holz ...
Und weil mein Vater auch zu Hause viel
gehandwerkert hat, gebaut, geschraubt,
Fliesen verlegt und Vieles mehr, hatte er nie
genug Nägel und Schrauben, Dübel und
Sandpapier.
Aber: er hatte mich. Wenn wieder mal etwas fehlte, schickte er mich mit ein paar Münzen in
der Tasche zum Eisenwarenladen an der Ecke, damit ich ihn mit dem benötigten Material
versorgte.
Ich liebte es, zum Eisenwarenladen zu gehen. Ich war dort Stammkundin und wurde immer
sehr freundlich bedient, auch wenn ich in den ersten Jahren kaum über die Theke schauen
konnte. Im Laden roch es nach Linoleum, altem Papier, Staub, Holz und Metall. Ich teilte dem
Mann hinter der Theke meinen Wunsch mit und ging mit aus alten Zeitungsblättern gefalteten
Tütchen gefüllt mit Nägeln, Schrauben oder Ähnlichem wieder nach Hause und fühlte mich
unentbehrlich. Was nicht zuletzt daran lag, dass mein Vater mich "Kollege" nannte.
Ich war auch dabei, wenn er Zement anrührte, hämmerte oder es etwas zu buddeln gab.
So eine private Baustelle ist viel besser als der schönste Buddelkasten. Schließlich konnte ich
am Ende eines harten Arbeitstages wesentlich mehr vorweisen als eine popelige Sandburg
oder Eierpampe. Oh nein, ich hatte riesige Sandberge versetzt, Steine geschleppt, Schrauben
und Dübel gezählt und viele andere wichtige Dinge mehr.
Als ich älter wurde, verschwand der Eisenwarenladen und machte Platz für Baumarkt-Ketten.
Die Arbeit blieb die gleiche, mehr oder weniger.
Als mein Vater in seinem Schrebergarten Stromleitungen verlegen wollte, engagierte er dafür
meine Schwester und mich. Da er nicht den kompletten Garten umgraben wollte, sollten wir
spatenbreit einen Schacht für die Kabel ausheben. Da wir beide nicht breiter als das
Spatenblatt waren, war das erst einmal kein Problem.
Gekleidet in - von unserem Vater zur Verfügung gestellten - viel zu großen Blaumännern
begannen wir also zu graben. Zuerst lief alles gut, dann stießen wir mit unseren Spaten auf
Widerstand. Das war ´s mit dem schmalen Graben. Wir waren auf eine alte Badewanne
gestoßen, die irgendjemand mit Bauschutt gefüllt und verbuddelt hatte.
Da haben wir dann auch geflucht wie die Bauarbeiter. Und weil meine Schwester und ich der
Meinung waren, es würde dazu gehören und weil wir konsequent sein wollten, haben wir den
Staub und den Frust in der nächsten Kneipe mit einem Bier runter gespült.
Prost, Kollege!
Serviceeinheit Hülk
Hülk erhält seine Aufträge von seiner Frau. Es kann sich dabei um alles Mögliche handeln.
Angefangen von: "Bring´ doch bitte mal den Müll runter." bis zu: "Ich benötige dringend etwas
von IKEA." ist so ziemlich alles drin.
Und da Hülk seine Aufgaben zielorientiert und gewissenhaft erledigt, kommt er aus der Nummer
nicht mehr raus. Er hat den Servicegedanken verinnerlicht. Und außerdem ist er verheiratet.
Seine Antennen stehen immer auf Aufnahme.
Ich schätze, er hat nur dann seine Ruhe, wenn die Außentemperatur auf mindestens 40 °C im
Schatten steigt.
Während wir anderen alle platt darniederliegen, spielt er Tennis.
Für mich ist dieses Servicedenken ein großer Vorteil. Wenn ich zum Beispiel mal wieder einen
Emoji-Kopf – oder mehrere - für eine meiner Murksgeschichten benötige, kontaktiere ich meinen
Schwager und gebe meine Bestellung auf.
Dann erhalte ich von ihm eine Auswahl verschiedener Varianten zugeschickt
und kann mir die aussuchen, die mir am besten gefallen und gut zur
Geschichte passen.
Als Belohnung für geleistete Dienste bereite ich dann "Scharfes Zeug" * für
ihn zu.
Was will ich mehr ... so ein Hülk ist wirklich praktisch.
Den behalte ich!
Die Italienerin aus dem Ruhrpott
Atti kommt aus dem Ruhrgebiet. Ursprünglich stammt sie jedoch aus Italien.
Sie sieht auch italienisch aus, finde ich, wenn man das heutzutage überhaupt noch so salopp
sagen darf. Sie ist klein, dunkelhaarig, hat große braune Augen und sie ist sehr, sehr lustig.
Wenn Atti lacht, sieht sie noch italienischer aus.
Ich finde das gut, denn es kann nie schaden, Fachleute zur Hand
zu haben. Zum Beispiel, was die korrekte Aussprache von Begriffen,
oder Lokalkolorit oder die Zubereitung typisch italienischer
Erfindungen angeht - Gnocchi zum Beispiel.
Onkel Google muss ja nicht für alles herhalten. Die direkte
Kommunikation mit richtigen Menschen ist mehr nach meinem
Geschmack. Eine bessere Informationsquelle, als eine echte
Italienerin kann ich mir also gar nicht wünschen, wenn ich
Nachforschungen bezüglich diverser Schafs- und Ziegenkäse,
Pasta und Gnocchi anstelle.
Unter anderem deshalb bin ich froh, sie gefunden zu haben.
Ich interviewe also Atti, nachdem ich beschlossen habe, dass
es an der Zeit ist in die Gnocchi-Produktion einzusteigen.
Fertige Teilchen aus dem Kühlregal einschlägiger Supermärkte
sind ja schön und gut, wenn ich es eilig habe.
Aber so richtig mediterranes Lebensgefühl zieht erst in meine
Küche ein, wenn ich ganz entspannt bei lauter Musik und einem Glas
Rotwein, im Rahmen der Essenszubereitung meine Küche in einen renovierungsbedürftigen
Zustand versetze.
Unterbrochen von Attacken von Attis Kitzelmonster – sie behauptet, es handelt sich dabei um
einen Hund - erklärt sie mir die Grundlagen der Gnocchi- und Ravioli- Herstellung.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles mitbekommen habe. Meine Füße sind nämlich extrem
kitzlig, sehr zur Freude von Attis haarigem Ungeheuer. Dabei sieht dieses Tierchen so harmlos
aus. Nett und freundlich mit großen braunen Augen, wie die von Atti. Allerdings sind Attis
Haare wesentlich kürzer und: sie kann kochen!
Wenn wir uns sehen, tauschen wir uns eigentlich immer über´s Essen und neue Rezepte aus.
Manchmal frage ich mich, ob sie allein davon satt wird, so schlank wie sie ist. Vielleicht ist
dafür aber auch das Kitzelmonster verantwortlich. Ich bin mir nicht sicher, ob sie tatsächlich
mit Amy, so heißt das Monster, nur gemütlich spazieren geht. Vielleicht jagt sie ihm ja auch
hinterher, weil es so verfressen ist, dass es vor gar nichts halt macht, nicht einmal vor
Blumensamen im Garten ... und vor Gnocchi schon gar nicht.
Jedenfalls hat Atti mir sicherheitshalber noch eine E-Mail mit dem "Gnocchi-Rezept" * geschickt.
Das liest sich so einfach, geradezu idiotensicher. Ich dachte immer, Gnocchi machen ist
kompliziert. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin.
Kompliziert ist doch gar nicht typisch italienisch ...
Ich bin Amy
Hallo ... Hallo ... Ich bin Amy ... Hört mich jemand? ... Du? - Ja, Du! Verstehst Du mich? Ja?! ... Super! Endlich!
Das ist nämlich gar nicht so einfach, weißt Du. Nicht einmal mein Mensch versteht alles, was ich
sage. Du glaubst ja nicht, wie begriffsstutzig die Menschen sein können. Ich bin doch nicht
doof, nur weil ich keine Daumen habe und meine Stimmbänder nicht für Menschenworte
gemacht sind. Aber genau das scheinen manche Menschen zu glauben. Dann reden sie in so
einer Art Babysprache mit mir. Albern ist das – und ärgerlich! Richtig schlimm finde ich aber,
worauf sie so alles Wert legen – völlig unwichtiges Zeug. Ich meine, wen interessiert denn
schon der Aktienindex, wenn die Herstellung der Produkte, die die Aktionäre reich machen
sollen, die Umwelt zerstört?
Ich verstehe Euch Menschen manchmal einfach nicht. So wie Ihr mich meistens nicht versteht.
Dabei sind wir doch gar nicht so verschieden. Wir leben, wir atmen, wir essen, wir schlafen ...
Worin wir uns allerdings gravierend unterscheiden: Solche wie ich bauen keine Fabriken mit
qualmenden Schloten. Wir holzen keine Regenwälder ab. Wir führen keine Kriege ... Ich könnte
diese Aufzählung noch lange fortsetzen, aber ich will Dich nicht verärgern oder langweilen.
Ich bin so froh, dass ich Dich getroffen habe und Du mich verstehst!
Du weißt, wie schön es ist, draußen in der Natur zu sein, Waldboden unter den Fußballen zu
spüren und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.
Und auch wenn Du nicht über meinen ausgeprägten Geruchsinn
verfügst, nimmst Du doch viele verschiedene Gerüche war
und freust Dich daran.
Ich hoffe wirklich, dass es noch mehr Menschen wie Dich
gibt. Solche, die nicht alles kaputtmachen wollen. Oder
die Dinge einfach nur deshalb tun, weil sie es können.
Das ist doch unsinnig! Schneller ... höher ... weiter ... teurer ...
billiger ... noch mehr Gewinn ... ein dickeres Auto als der
Nachbar ...
Du sagst, es gibt noch mehr Menschen, die so sind wie Du?
Das ist schön! Darüber freue ich mich! Dann besteht vielleicht
doch noch Hoffnung für unseren blauen Planeten.
So, ich gehe jetzt mal lieber wieder zu meinem Menschen.
Sie fragt sich sonst noch, wo ich bin und macht sich womöglich
Sorgen.
Mach´s gut und genieße das Leben, den Sonnenschein und den harzigen Duft der Kiefern.
Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder. Ich würde mich freuen ...
Illustration unter Verwendung eines Fotos von: Atti/privat
Copy & Paste
Die etwas Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an den Film "Drei Mann in einem Boot".
Die etwas jüngeren kennen vielleicht "Drei Männer und ein Baby".
Aber: "Drei Männer im Katzenkörbchen" kennt kein Mensch.
Ist ja auch kein Wunder. Den Film gibt´s nämlich nicht. Was hat es also damit auf sich?
Eigentlich ist es ganz einfach. Die Ursachen liegen mal wieder in den Tücken der Technik
verborgen. Und zwar im Kopieren und Einfügen. Oder "copy & paste", wie man ja auf
neudeutsch sagt.
Mein Neffe und ich basteln an der Website. Das heißt, er bastelt und ich gucke zu.
Er macht es sich auch gerne einfach. Das haben wir gemeinsam. Irgendwo habe ich einmal
gelesen, dass diese Form von Faulheit ein Zeichen für Intelligenz ist. Nun ja, jedenfalls bastelt
mein Neffe an der neuen Struktur - dem Layout - der Murksgeschichten und kopiert, fügt ein ...
Und weil er mir nebenher noch Nachhilfe gibt, vermischen sich zwei Geschichten miteinander.
Das Ergebnis sind der Titel "Drei Männer im Katzenkörbchen", ein entsetzt amüsierter Neffe,
mein Mann und mein Schwager, die erst einmal gar nichts mitbekommen. Und ich, der vor
Lachen die Tränen kommen, die in die Knie geht und kaum noch Luft bekommt. Mein Kopf-Kino
ist nämlich sofort aktiv geworden und führt mir "meine" drei Männer im Katzenkörbchen so
bildhaft vor Augen, dass ich vollständig die Selbstbeherrschung verliere.
Am liebsten würde ich jetzt einen Film drehen ...
Illustration unter Verwendung einer Grafik von: Clker-Free-Vector-Images/Pixabay
Der Schneckenclub
Manchmal gehen mir die Schnecken ganz schön auf den Keks. Und damit meine ich nicht nur
die Nacktschnecken, die regelmäßig meinen Garten verwüsten oder die Schnecken mit
Häuschen, die an den unmöglichsten Orten auftauchen.
Und dann gibt´s ja noch die dicken Weinbergschnecken, die in Frankreich eine Delikatesse
sind. Ich esse die aber nicht, dafür sind sie mir zu sympathisch. Das sind nämlich echte
Gourmets, die ganz schön schnell sein können, wenn ich ihnen angefeuchtete Wellpappe
serviere. Das ist offenbar für die Dicken eine Delikatesse.
Nee, ich denke da an die Frauen vom Schneckenclub. Die sind nicht so genügsam. Die wollen
Delikatessen aus dem Topf, aus der Pfanne und vom Grill. Aber: bis die sich so einig werden;
das dauert. Überraschen sollte mich das nicht. Tut es eigentlich auch nicht, nervt mich aber
trotzdem manchmal.
Der Schneckenclub, das sind fünf sehr, sehr verschiedene Frauen, die miteinander gemeinsam
haben, dass sie gerne essen. In den unterschiedlichsten Konstellationen haben wir alle
irgendwann einmal beruflich miteinander zu tun gehabt, haben verschiedene Wege
eingeschlagen, die sich wieder überschnitten haben, bis es uns schließlich in fast alle
Himmelsrichtungen verstreute. Allen Unterschieden und Widrigkeiten zum Trotz treffen wir uns
aber weiterhin zu kulinarischen Streifzügen und unternehmen Städte-Trips, um zu gucken, was
es andernorts zu futtern und zu schlemmen gibt.
Als wir in einem Thai-Restaurant in Berlin auf unser Essen warten werde ich gefragt, wann ich
denn nun endlich die Geschichte „Der Schneckenclub“ veröffentlichen würde. Die habe ich ja
noch nicht einmal geschrieben, antworte ich.
Das kann eine der Schnecken nicht hinnehmen. Sie wartet darauf und ist neugierig.
Ich brauche Inspiration, bringe ich zu meiner Verteidigung vor. Das ist ihr egal. Ich hätte ihr
doch erzählt, dass ich mir schon Notizen gemacht hätte, und sie fragt mich, was ich denn noch
bräuchte, was mich denn inspiriert. Keine Ahnung, sage ich, das kann alles Mögliche sein, ein
Satz, ein Wort, ein Bild ... Geschichten schreiben ist schließlich keine Rechenoperation – besagte
Schnecke hat nämlich eine Vorliebe für Zahlen.
Zum Glück setzen mich die anderen Schnecken nicht so unter Druck. Zumindest kommentieren
sie diesen Vorstoß nicht.
Trotzdem fange ich an zu grübeln.
Als ich meinem Mann davon erzähle,
haut er in die gleiche Kerbe.
Er ist ebenfalls der Meinung, dass es
langsam mal Zeit wird. Na, schönen
Dank auch! Der wird sich noch
wundern, wenn der Schneckenclub
demnächst zum Essen zu uns kommt.
Ich habe sogar schon eine Idee für
ein Menü. Ich stelle mir Käseschnecken
und Schneckenbuletten, Schneckentofu
und Dessertschnecken vor.
Schließlich kann ich den Frauen vom
Schneckenclub keine Wellpappe vorsetzen. Schade eigentlich ...
Illustration unter Verwendung eines Fotos von: cablemarder/Pixabay
WEnn der Marmeladenbeauftragte kocht
Wenn der Marmeladenbeauftragte kocht, ist Courage angesagt.
Jedenfalls dann, wenn man seine Lieblingsvariante des "Curryhühnchen" probiert.
Der Marmeladenbeauftragte ist ein Mann der Extreme. Graustufen kennt er nicht. Bei ihm
heißt es immer: ganz oder gar nicht. Er geht immer voll auf in dem, was er tut oder isst – süß
oder scharf, heiß oder kalt. Flau oder lauwarm ist für ihn keine Option.
Er isst Sachen, die vermutlich bei uns Durchschnittsmenschen zu einer spontanen
Selbstentzündung führen würden. Aber nicht bei ihm. Nicht einmal Schweißperlen stehen ihm
auf der Stirn, wenn er in einem Restaurant "Chicken Vindaloo", indisch scharf, in sich hinein
schaufelt. Mir kommen schon die Tränen, wenn ich das Gericht auf seinem Teller auch nur
angucke.
Wenn er selbst kocht, wird daher auch an scharfen
Zutaten nicht gespart.
Da er seinen Freundeskreis jedoch nicht in Flammen
aufgehen lassen möchte, gibt es auch eine etwas
mildere Variante des "Curryhühnchen".
Die ist richtig lecker. Ich frage ihn aber nicht, was
er da alles rein geschüttet hat, man weiß ja nie ...
Der Marmeladenbeauftragte ist nämlich auch sehr
pragmatisch.
Seinen Kaffee trinkt er stark und schwarz - ich nicht. Er hat zwar Milch im Haus, die will er mir
aber nicht geben, weil sie sonst nicht mehr für seine morgendlichen Cornflakes reicht.
Also bietet er mir kurzerhand Kaffee mit Kokosmilch an – lecker - und mixt anschließend mit
dem, was übrig bleibt, Cocktails, die einen glatt umhauen.
Ich wundere mich immer noch, weshalb er keine scharfe Marmelade mag.
Die von ihm geliebte "Zitrone-Ingwer-Marmelade" * habe ich einmal dahingehend variiert,
dass ich eine kleine Menge davon mit fiesen kleinen roten Chilis versetzt habe. Die kam bei ihm nicht gut an. Die Chilis haben ihn gestört.
Schade, die Marmelade sah mit den roten Akzenten so hübsch aus.
Wahrscheinlich ist ihm das nicht geradlinig genug, ein fauler Kompromiss, der sich nicht mit
seiner Weltanschauung verträgt – Marmelade hat süß zu sein und sonst nix ...
Jawohl! Zu Befehl!
Illustration unter Verwendung einer Grafik von:
Clker-Free-VectorI-mages/Pixabay
Fußball
Da ich gerne die Menschen in meinem persönlichen Umfeld beobachte, mir Gedanken mache
und sie aufschreibe, dachte ich mir, ich könnte konsequenterweise auch über meinen Chef
schreiben. Das mach´ich jetzt mal:
Mein Chef ist ein großer Fußball-Fan. Außerdem ist er kein Mann vieler Worte. Als ich ihn das
erste Mal sah, nämlich als ich mich um meinen derzeitigen Job beworben habe, dachte ich:
Der Typ, der da drüben in der Ecke sitzt, ist ausgestopft. Dann hat er sich bewegt und mich
eines Besseren belehrt.
Inzwischen reden wir öfters miteinander, dienstlich natürlich und auch mal privat.
Aber nicht über Fußball. Der geht mir nämlich links am Allerwertesten vorbei. Außer wenn der
Kühlschrank leer ist und ich einkaufen gehen muss. Wenn dann gerade EM oder WM oder so
etwas ist und obendrein noch Deutschland spielt... wunderbar. Dann ist es nämlich überall
schön leer, weil sämtliche fußballbegeisterten Mitbürger*innen vor der Glotze hängen und sich
das Spiel angucken. In solchen Momenten finde ich Fußball total toll.
Ganz anders mein Chef. Der ist mit Leidenschaft dabei und kann sich sogar richtig aufregen,
wenn seiner Meinung nach irgendetwas nicht so gelaufen ist, wie es seiner Meinung nach
hätte laufen sollen. Er schließt zwar immer die Verbindungstür zwischen unseren Büros, wenn
er mit einem gleichgesinnten Kollegen über Fußball diskutiert, ich bekomme das aber
trotzdem mit. So dick sind die Wände nun auch wieder nicht.
Das ist aber gar nicht schlimm, im Gegenteil. Ich finde es witzig, wenn mein Chef, der einen
reservierten norddeutschen Charme an den Tag legt, so aus sich herausgeht. Dann freue ich
mich, dass ich nicht die Einzige bin, die hinsichtlich der Dinge, die ihr wichtig sind, regelmäßig
aus dem Anzug springt.
Ansonsten scheint er eher ein Stoiker zu sein, der sich über Dinge, die er nicht ändern kann,
nicht aufregt und sie einfach als gegeben hinnimmt.
Ach ja, er mag´s im Gegensatz zu mir nicht bunt.
Das schlägt sich auch in seiner Kleidung nieder, die
meistens dunkelblau oder grau ist. Vermutlich schüttelt
es ihn, wenn er mich in meinen bunten Klamotten sieht,
aber da er daran nichts ändern kann…
Wenn ich wieder einmal die Excel-Tabellen, die wir
gemeinsam nutzen, bunt eingefärbt habe, weil ich
dann einen besseren Überblick über die anstehenden
Aufgaben habe, findet er das zwar ganz schrecklich,
sagt aber, es sei meine Entscheidung, wie ich damit
umgehe, wenn ich ihm anbiete, nicht ganz so knallige
Farben zu verwenden.
Ich denke dann immer: Chef, Du bist nicht konsequent
und ändere alles wieder in Schwarz-Weiß, wenn die
Aufgaben erledigt sind. So ein klassischer Fußball ist ja
schließlich auch schwarz-weiß.
Allerdings … der Rasen, auf dem die Spiele ausgetragen werden, ist doch immer noch grün
oder?
Illustration unter Verwendung einer Grafik von: Angela Rose/Pixabay
Meine drei Action-Helden und ich
Ich muss sagen, ich habe wirklich Schwein!
Nachdem ich mich kopfüber ins Murksen von Gerichten und Geschichten gestürzt habe und feststelle, wie zeitaufwändig und anstrengend das sein kann, bin ich froh und glücklich, dass mir meine drei Action-Helden mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ohne sie käme ich nicht weit.
Dass Webeşek Spaß am Basteln der Website hat, finde ich sogar logisch
nachvollziehbar.
Die heranwachsende Generation wird ja sozusagen mit Pixeln groß.
Gino hat keine andere Wahl. Weil wir verheiratet sind und er nicht will,
dass der Haussegen schief hängt, ist er mit vollem Einsatz dabei.
Ich muss ihn zwar manchmal daran erinnern, aber im Großen und
Ganzen funktioniert er recht gut.
Bei Hülk bin ich mir hinsichtlich seiner Antriebsfeder nicht so ganz sicher.
Ob er seine Aufgaben stoisch erledigt, damit er schnellstmöglich wieder
seine Ruhe hat? Oder ist er durch seine Ehe mit Illo entsprechend
konditioniert?
Die Aussicht auf ein großes Glas „Scharfes Zeug“ oder „Hülks Brotaufstrich“
kann doch nicht alles sein. Oder doch? Sollte er tatsächlich so leicht
zufriedenzustellen sein?
Ich muss ihn bei Gelegenheit mal fragen …
Im Endeffekt sind die Beweggründe aber auch völlig wurscht.
Wir sind ein Team - wie die vier Musketiere. Jungs, ich bin stolz auf Euch!
Drei mal abgeschnitten und immer noch zu kurz
Der Slogan eines auf handwerklich hergestellte, zum Teil sehr retro
anmutende und vor allem sehr, sehr teure Produkte spezialisierten
Ladens lautet „Es gibt sie noch, die guten Dinge“.
Ich wünschte, dies würde auch für Fachkräfte gelten, denn da
habe ich des Öfteren so meine Zweifel.
Entweder sind sie grottenschlecht, schweineteuer oder,
wenn sie gut sind, sind sie über Monate hinweg
ausgebucht.
Gute Handwerker sind rar.
Mein Vater kommentierte schlecht ausgeführte Handwerksarbeit anderer Leute
immer mit der Aussage „Drei Mal abgeschnitten und immer noch zu kurz.“
Bis der von ihm kritisierte Handwerker begriff, was er damit meinte, war mein
Vater schon über alle Berge.
Heute wäre er heiß begehrt, zumal sich seine Fertigkeiten nicht auf ein Fachgebiet beschränkten. Er bearbeitete Holz, konnte Fliesen verlegen; sogar senkrecht an den Wänden, Mauern hochziehen und verputzen, malern, tapezieren ... Er kannte sich mit Elektroinstallation genauso gut aus wie mit der Zubereitung von Kartoffelpuffern und leckerem Quark mit selbst gezogenen Kräutern, bediente virtuos eine elektrische Nähmaschine und konnte Brot backen. Mein Vater – das Multitalent.
Glücklicherweise habe ich einige seiner handwerklichen Fähigkeiten geerbt oder mir abgeschaut. Natürlich hat er auch versucht, mir das eine oder andere beizubringen.
Brot backen kann ich ganz gut, gerade Nähte allerdings bekomme ich ohne zu riskieren, meine Finger festzunähen nicht hin, daher werden es Schlangenlinien. Beim Fliesenverlegen baue ich Luftblasen ein, Tapeten hat doch heutzutage sowieso kein Mensch mehr an der
Wand und was das Maurern und Tischlern angeht, dafür fehlt mir die Kraft.
Ich kann jedoch Wände und Möbel streichen; sogar beidhändig, wie ich vor einiger Zeit zu meiner eigenen Überraschung festgestellt habe. Auch einen Schraubendreher kann ich sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand handhaben. Das finde ich richtig cool.
Als ich einmal - nur so aus Neugier - versucht habe, mit der linken Hand einen Hammer zu schwingen, um einen Nagel in die Wand zu schlagen, ging das nicht gut aus. Muss ja auch nicht sein. Mein Vater hätte mit ziemlicher Sicherheit einen seiner schlauen Sprüche vom Stapel gelassen: „Wo gehobelt wird, fallen Späne.“
Das klingt doch irgendwie netter, als würde man „Selbst schuld!“, sagen. Stimmt´s oder habe ich Recht?
Illustration unter Verwendung einer Grafik von: Clker-Free-Vector-Images/Pixabay